noch mehr Kompatibilität
Ging es bei der letzten Frage darum, mit (trotz) Scripts mindestens die 90% der Surfer zu erreichen, die einen 4+-Browser verwenden, so stecken wir das Ziel jetz höher. die Web Accessibility Initiative etwa strebt eine umfassende Zugänglichkeit für Webinhalte an. Die Verwendung eines 3er-Browsers ist da das kleinere Problem:
Viele Umstände können den Surfer in der Erfassung von Webseiteninhalten behindern, körperliche oder geistige Behinderung des Surfers ebenso wie ein anderer Bildungsstand, eine andere Fachrichtung oder Sprache des Users oder eben eine andere technische Ausstattung als der Autor sie ggf. erwartet. Beispiele hierzu:
- Blindheit, Taubheit oder Bewegungsbehinderungen
- Farbenblindheit oder andere Sehbehinderungen
- Behinderungen bezüglich der Aufnahme von bewegten Objekten
- Epilepsie bei Farb-/Bildwechseln bestimmter Frequenzen
- Lese-, Verständnisschwächen oder Schwierigkeiten, bestimmte Informationen zu verarbeiten
- Schwarz/Weiß-Monitore
- textbasierte Browser oder Textbildschirme
- Browser ohne Frame-, Tabellen- und andere Darstellungen
- fehlende Plug-ins
- langsame Internetverbindung oder offline-Version der Seite
- abgeschaltete Scriptsprachen, Applets, Stylesheets, ...
- geringe Auflösung, z.B. Palmtops, Handies
- andere Betriebssysteme
- andere Eingabegeräte
- andere Ausgabegeräte
- andere Muttersprache
- andere (Aus-)Bildung
- Behinderung durch die Situation, z.B. laute Umgebung, Autofahrt
Will der Autor tatsächlich alle möglichen Adressaten erreichen, so muss er auf diese Widrigkeiten Rücksicht nehmen. Bei der Umsetzung kann das heißen, die Seite möglichst einfach zu gestalten. Eine Schwarz-Weiß-Text-Seite ohne Tabellen und Frames in HTML 3.2 umgeht sicher viele Schwierigkeiten.
Der andere Weg macht mehr Mühe, führt aber wieder zu gestalterischen Möglichkeiten. Ein wichtiger Punkt hierbei ist, alle Nicht-Text-Inhalte, also Bilder, Sound, Video etc., durch ein Textäquivalent zu ergänzen, etwa mit dem <alt>-Attribut. Die Verwendung von Stylesheets zur Formatierung ist ein richtiger Schritt, um Dokumente zugänglich zu machen.
Ein weiterer Punkt: Formatieren Sie den Text logisch, nicht physisch, und missbrauchen Sie keine Tags, etwa <h1> für größere Schrift. Richtig angewandte logische Formatierung wird auf allen Browsern sinnvoll dargestellt.
Wesentliche Voraussetzung für eine gut erfassbare Seite ist auch ihre Fehlerfreiheit: Das betrifft zum einen die Syntax von html, Stylesheets und Scripten, die sich mit automatischen Tools überprüfen lassen. Hierzu gehört aber auch die Fehlerfreiheit in Rechtschreibung, Grammatik und Stil, die ein Dokument erst verständlich macht - gerade für Personen mit Schwächen in diesen Bereichen. Also: Lassen Sie die Dokumente von anderen Personen korrekturlesen.
Prüfen Sie Ihre Seiten unter möglichst vielen Bedingungen: mit verschiedenen Browsern, alten und neuen, verschiedenen Betriebssystemen, ohne Maus, mit verschiedenen Bildschirmen und Auflösungen, mit und ohne Ton, Grafik, Frames, Scripts.
Die Zugänglichkeitsrichtlinien für Webinhalte des W3C (in deutscher Übersetzung) sind zu diesem Thema sicherlich lesenswert und führen noch tiefer in die Materie ein.