Schon aus der Altsteinzeit - etwa 200.000 v. Chr. - sind Spuren menschlicher Anwesenheit in der Wahner Heide nachweisbar, so wurden Werkzeuge aus dem hier vorzufindenden Quarzit hergestellt. Mehrere Hügelgräberfelder aus dem ersten vorchristlichen jahrtausend und der Ringwall auf dem Güldenberg sind weitere zeichen früher Besiedlung. Die Heidelandschaft ist erst durch die Beweidung der armen Böden entstanden. Sich selbst überlassen, verwaldet die Heide schnell wieder. Der Eisenweg als alte Verbindung von Olpe nach Köln diente dazu, das im bergischen Land geschürfte Eisen zu transportieren. Auf dem Mauspfad (mautpflichtig) wurde im Mittelalter Köln, das Stapelrecht hatte, umgangen: so konnten für einige Jahre Zölle gespart werden. Mit der 1670 gegründeten Eremitage am Ringelstein, die 1833 wieder abgerissen wurde, hat dann auch die Kirche ihr Zeichen gesetzt.
Mit "Wahner Heide" bezeichnet man heute das Gebiet auf der Mittelterrasse des Rheins
zwischen Königsforst im Norden und Troisdorf im Süden, zwischen Mauspfad im Westen
und Agger im Osten. Ursprünglich trug nur ein kleiner Bereich den Namen Wahner Heide,
der heute von den Kasernen überbaut ist. Mit der Vergrößerung des Schießplatzes
auf bis zu 52 km² bekam das ganze heute so genannte Gebiet diesen Namen. Vom Schießplatz
leitet sich auch der Name des Kölner Stadtteils Wahnheide ab, der erst im Zuge der
militärischen Einrichtungen entstanden ist.
Nach den Erfahrungen der napoleonischen
Kriege beschloss der preußische Generalstab 1814 die Einrichtung eines Artillerieschießplatzes,
der 1817 in der Wahner Heide in Betrieb genommen wurde. Das anfangs gepachtete Gelände
wurde später vom Militärfiskus gekauft. Mit der Entwicklung der Waffentechnik, insbesondere
dem Übergang von glatten Läufen mit Kugeln zu gezogenen Läufen mit Brisanzgranaten
ab etwa 1860 vergrößerten sich die Reichweiten der Kanonen, so wurde auch der Schießplatz
in vielen Schritten vergrößert, bis er 1937 seine größte Ausdehnung erreichte. Zu
dieser Zeit wurde Altenrath geräumt und erst nach dem 2. Weltkrieg wieder besiedelt.
An den Schießbahnen wurden 12 Artillerie-Beobachtungshügel aufgeschüttet, sogenannte
Sicherheitsstände (Bild links).
Am 21.7.1832 verfügte Friedrich Wilhelm
III den Aufbau einer Linie optischer Telegrafen durch Preußen, so wie es sie in
Frankreich bereits gab. Von Berlin über Potsdam, Magdeburg und Köln reichte die
1834 fertiggestellte Linie dann bis Koblenz. 61 Stationen im Abstand von meist 10-15
km wurden errichtet, eine davon auf dem Telegraphenberg, heute ist dort ein Restaurant.
Die Nachbarstationen standen in Hennef-Söven bzw. Zündorf.
Schon 1848, nach nur 15 Jahren Betrieb, war der optische Telegraf technisch überholt
und wurde durch den Siemensschen elektrischen Telegrafen ersetzt, 1852 wurde der
optische Betrieb ganz eingestellt. Der elektrische Telegraf verband Berlin mit Frankfurt
und war auch öffentlich nutzbar.
Auch
als Kriegsgefangenenlager gab es in der Wahner Heide immer wieder, so 1870/71, im
ersten und im zweiten Weltkrieg. Überreste eines solchen Lagers stehen auf "Stephans
Heide", Teile des Geländes werden heute als Kinderdorf genutzt.
Im Laufe der Zeit kamen
zu den Aufgaben als Schießplatz die eines Truppenübungsplatzes hinzu, so sind heute
noch die Übungsschanzen aus preußischer Zeit und Munitionsbunker aus den 30er Jahren
zu erkennen. Im ersten Weltkrieg dann übten Luftschiffe
und Flugzeuge den Abwurf von Bomben, und auch Giftgas wurde hier erprobt, bis die
Beschwerden über abtreibende Giftgaswolken vor allem aus Altenrath zu stark wurden.
1879 begann die preußische Militärverwaltung mit dem Bau einer zunächst schmalspurigen
Feldbahn, die bald rund um die Wahner Heide fuhr und
Soldaten und Material transportierte. Der Bahndamm ist noch erkennbar, die Schienen
wurden 1945 in den umliegenden Ortschaften zum Wiederaufbau verwendet.
Lange wurden
die Bodenschätze der Wahner Heide abgebaut. Tonabbau seit dem 17. Jahrhundert, Kiesgruben
bis Mitte des 20. Jahrhunderts, die heute irreführend als Pionierübungsbecken geführt
werden, Braunkohletagebau in kleinem Umfang, Sandkaulen, der Quarzitsteinbruch,
heute ein See, und Blei- und Kupferabbau u. a. in der Grube Versöhnung bei Altenrath
trugen zur heutigen Landschaft bei.
Die Tongrube Altenrath (s. Abb.) wurde in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts
betrieben. 1986 wurde die Renaturierung angeordnet und die Grube mit Bauschutt verfüllt.
Darüber hat sich der See gesammelt.
1926, nach Abzug der französischen Truppen, kam eine achtjährige Zeit ohne Militär.
1928 wurde zwischen Lohmar und Troisdorf ein Wanderweg entlang der Agger als Notstandsmaßnahme
gegen die Arbeitlosigkeit erbaut.
1934 wurde der Übungsbetrieb, zunächst von kasernierten Polizeitruppen, die später
in der Wehrmacht aufgingen, wieder aufgenommen. Anfang 1945 wurden bei Troisdorf
noch Erdbunker und Schützengräben zum Schutz des Mauspfads in die Heide gegraben
und von den Alliierten bombardiert. Gräben und Bombenkrater sind heute noch sichtbar.
Nach beiden Weltkriegen waren kanadische,
englische und französische Truppen in und um die Wahner
Heide stationiert. Besonders die französischen Kolonialtruppen erregten die Aufmerksamkeit
der Bevölkerung. Die Briten waren es, die den deutschen Feldflugplatz - bereits
1913 landete hier ein Flugzeug zur Artilleriebeobachtung - nach der Übernahme von
den AMerikanern im Juni 1945 ausbauten, der sich dann zum Konrad-Adenauer-Flughafen
entwickelt hat. Ein Teil des Flughafens wird militärisch genutzt, daher rühren auch
die Tanklager in der Wahner Heide und die zahlreichen Markierungen der sogenannten
NATO-Pipeline.
In der Wahner Heide wurden auch die ersten
Nike-Hercules FlaRak-Regimenter der Bundeswehr aufgestellt. Zwei Schutzbunker zur Ausbildung
der ersten Bedienungsmannschaften stehen noch.
Nach den Engländern kamen die
Belgier, zunächst als Besatzungstruppen,
dann seit 1951 als NATO-Partner in Kasernen bei Altenrath und Spich. Seit 2004 übt
nur noch die Bundeswehr im Südteil der Wahner Heide. Zahlreiche Schilder
zeugen von den Altlasten, die die militärische Nutzung im Laufe der bald 200 Jahre hinterlassen hat.